Athénée Palace

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Details

Als Gräfin Waldeck ihren Aufenthalt in Bukarest am 14. Juni 1940 antrat, dem Tag, an welchem die deutsche Armee in Paris einmarschierte, stand Rumänien am Beginn einer Periode, die zu den erniedrigendsten und unruhigsten acht Monaten in der turbulenten und häufig tragischen Geschichte dieses Landes zählt. Als Waldeck Ende Januar 1941 Rumänien verließ, hatte das Land die Provinzen Bessarabien, nördliche Bukowina und Herta an die Sowjetunion verloren, das nordwestliche Transsilvanien an Ungarn und die südliche Dobrudscha an Bulgarien. So war in weniger als einem Jahr Rumänien ein Drittel seiner Gesamtfläche, fast 100 000 km², aberkannt worden, dazu über sechs Millionen seiner Bevölkerung alles verloren, ohne dass ein Schuss gefallen wäre. Daraufhin war Rumänien, infolge der sowjetischen Aggression, halb gefangen in der Gewalt einer deutschen Militärpräsenz und von dürftigen Restitutions-Versprechen halb verführt zu einer Allianz mit Deutschland, um sich gegen die größere Bedrohung von Osten zu verteidigen, trotz seiner historischen Verbindung zu den westlichen Alliierten. Athénée Palace ist die bunte, oft stimmungsvolle, aber immer interessante und scharfsinnige Beschreibung dieser tragischen Übergangsperiode von einer intelligenten und hochgebildeten Beobachterin. Ihr Zimmer im ersten Stock des Athénée Palace war ein Platz in der ersten Reihe mit Blick auf eine kritische Zeit in der Geschichte Rumäniens, des Balkan und Europas. Gräfin Waldeck wurde als Rosa Goldschmidt am 24. August 1898 als Tochter eines wohlhabenden deutsch-jüdischen Bankiers in Mannheim, Baden, Deutschland geboren. Sie hatte eine fünf Jahre jüngere Schwester, Ella. Sie erinnert sich an eine etwas konfuse Kindheit, in der sie die heimische Grundschule und das Humanistische Gymnasium besuchte. Museums- und Theaterbesuche spielten eine wichtige Rolle bei ihrer Erziehung, aber sie fühlte sich generell ausgeschlossen aus der selbstsicheren bürgerlichen Welt des deutschen Kaiserreichs der Vorkriegszeit. Auch stieg ihre Beliebtheit bei anderen nicht gerade, als sie im Alter von acht Jahren einem Klassenkameraden einen Brief und Zeichnungen mit Darstellungen sexuellen Inhalts zukommen ließ, und sie wurde beinahe von der Schule verwiesen, als es herauskam. So begann sie früh mit der Erotik, die sowohl im Schreiben, natürlich auch im Athénée Palace, wie auch im Leben sich nie weit unter der Oberfläche verbarg. Ein zweites Abenteuer drehte sich um Michael, einen Lehrer, mit dem sie eine heimliche, doch sieben Jahre währende Liebesaffäre hatte; sie erinnert sich daran als an die längste Liebe ihres Lebens und zugleich an die erste, die zum Muster wurde für Liebesbeziehungen mit älteren Männern. Der Erste Weltkrieg brachte keine plötzlichen Veränderungen in ihr Leben, da sie durch den Reichtum und die Stellung ihrer Familie beschützt war. Schließlich wuchs aber ihre Abneigung gegen den Krieg, die Luftangriffe, die ihre Mutter in Angst und Schrecken hielten, und die Entbehrungen, die ihre Familie zum illegalen Hamstern zwang, was typisch für die meisten Deutschen in dieser Zeit war. Michael, ihr Liebhaber, wurde wegen Lungenproblemen vom Militärdienst befreit, doch mit achtzehn Jahren hatte sie mehr Freunde auf den Friedhöfen an der Somme und in den Vogesen als Lebende in der Schule. 1917 machte sie ihren Schulabschluss, nachdem sie schließlich auch in Mathematik bestand, worin sie immer Nachhilfe bekommen hatte; sie gewann jedoch einen Preis für einen Aufsatz über Schiller. Im Herbst 1917 ging sie nach München, wo sie ein wenig Kunstgeschichte studierte und Vorlesungen bei Wölfflin und Fritz Strich über die deutsche Romantik besuchte. Ihre früheren Schwierigkeiten mit Mathematik kamen in Form von verschleppten Prüfungen wieder zutage; ihre Begeisterung für das Theater und für ältere Männer blieb aber unvermindert bestehen. Ihre neuen Interessen galten der Schwabinger Bohème und den intellektuellen Sozialisten und Revolutionären, die in den zu Ende gehenden Tagen des Kaisers in den Vordergrund rückten. Im Fasching und im Frühjahr 1919 hatte sich der Charme der Revolution und des Neuen Deutschland erschöpft, und sie verließ München mit einem unverdienten Ruf als Barrikaden-Weib, ein Ruf, der, wie ihr Vater meinte, seiner Bank nicht gut tat. Sie ging mit wenig Bedauern und ohne fortdauernde Freundschaften weg und kam später selten nach München zurück. Mit einer beträchtlich anderen Haltung und zielgerichtetem Ehrgeiz ließ sich Goldschmidt nun in Heidelberg nieder und immatrikulierte sich in einen Promotionsstudiengang in Soziologie, wobei sie den Doktortitel am Ende des 6. Semesters, am 24. Juli 1920, erlangen wollte. Die Heidelberger Universität war in dieser Zeit auf der Höhe ihres Ruhms. Der Einfluss von Max Weber und seinem Bruder Alfred in Soziologie, Karl Jaspers in Philosophie, Friedrich Gundolf in Literatur war quer durch die Universität zu spüren, und Goldschmidt geriet in die Atmosphäre des Humanismus. Sie pausierte auf ihrem Weg zum Titel nur, um einen Aufsatz über Oswald Spenglers gerade erschienenes Buch Der Untergang des Abendlandes zu präsentieren, einem der ersten Artikel über ein Buch, das im intellektuellen Leben der Zwischenkriegszeit zum Maßstab werden sollte. Im April 1920 legte sie Alfred Weber ihre Dissertation über die Bedingungen für die Gründung eines Minoritäten Theaters vor, legte ihre mündliche Prüfung am 22. Juli ab und wurde mit summa cum laude' promoviert, die einzige Auszeichnung, die in diesem Semester vergeben wurde, und eine seltene Ehre überhaupt in Heidelberg, insbesondere für eine Frau, die knapp zweiundzwanzig Jahre zählte. Sie versuchte sich für einige Monate an einer akademischen Karriere unter Alfred Weber an der Universität, aber schon 1921 übernahm sie eine Ausbildungsstelle bei der Berliner Bank Carsch, Simion & Co. Berlin war in den Zwanziger Jahren nicht nur die Hauptstadt Deutschlands, sondern auch eine der intellektuellen Hauptstädte der Welt. Goldschmidt warf sich begeistert in das gesellschaftliche Leben der Stadt und wurde beträchtlich zurückhaltender, was die Bankkarriere betraf, die ihr nicht mehr so interessant erschien. Sie war viel weniger interessant als Dr. Ernst Gräfenberg, ein bekannter Gynäkologe in Berlin, in den sie sich verliebte und den sie heiratete. Sie blieb bei ihrer Vorliebe für ältere Männer, denn er war 17 Jahre älter als sie. Er hatte eine Klinik mit Wohnung am Kurfürstendamm, wo sie einzog und beschloss, ihrer Ehe drei Jahre der Bewährung zu geben. Wie sie die Geschichte wiedergibt, engagierte sich Dr. Gräfenberg zu sehr in seiner Praxis, als dass er ihrer Leidenschaft für das Gesellschaftsleben nachgeben konnte, auch fühlte sie sich eingeschränkt wegen der Nähe der Praxis zur Wohnung. Sie ging zurück zur Bank, um ihre Lehre zu beenden. Nach ihrem Abschluss wechselte sie in einen Industriebetrieb und begann prompt eine Affäre mit dem Chef der Gesellschaft. 1925 ließ sie sich scheiden. Die folgenden vier Jahre verbrachte sie meist im Ausland, zu Beginn in Paris und auf Reisen. In den ersten Monaten in Paris genoss sie die Gesellschaft besonders derer, die im Exil lebten wie Kerensky, der Bainville's Histoire de France las, und, wie es vorhersehbar war, begann sie eine Affäre, diesmal mit einem Franzosen. Sie arbeitete kurz für den Paris-Korrespondenten einer deutschen katholischen Gewerkschaftszeitung und begann so die Journalisten Karriere, die sie mit Unterbrechungen dreißig Jahre lang ausüben sollte. Bald darauf gründete sie mit einem Wiener Journalisten die Pariser Presse Agentur'. Im Frühjahr 1926 starb ihr geliebter Vater an einer verschleppten Krankheit. Nun musste sie sich zum ersten Mal in ihrem Leben ernsthaft Gedanken um ihren Lebensunterhalt machen, da ihr Vater als Bankier sie bisher immer großzügig unterstützt hatte. Einige Wochen nach ihrer Rückkehr vom Begräbnis fuhr sie nach Französisch-Marokko, wo gerade der Krieg der Riff-Kabylen zu Ende ging, und ein alter Bekannter gerade zum Chef des Protektorats…
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Weitere Informationen

  • Allgemeine Informationen
    • Nachwort von ERNEST H. LATHAM, Jr.
    • Sprache Deutsch
    • Untertitel Hitlers Neue Ordnung kommt nach Rumänien
    • Autor R. G. (Rosie Gräfin ) Waldeck
    • Titel Athénée Palace
    • Veröffentlichung 22.03.2018
    • ISBN 978-3-86356-218-2
    • Format Kartonierter Einband
    • EAN 9783863562182
    • Größe H30mm x B200mm x T142mm
    • Gewicht 636g
    • Herausgeber POP Verlag
    • Anzahl Seiten 472
    • Schöpfer ERNEST H. Jr. LATHAM
    • Editor Traian Pop
    • Übersetzer Gerlinde Dusil, Dagmar;Roth
    • Genre Historische Romane & Erzählungen
    • Lesemotiv Eintauchen
    • GTIN 09783863562182

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