Bebes Vermächtnis

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Details

Amerika 1920: Harriet Sherwood hat ihre Großmutter Bebe immer bewundert. Aber sie hätte nie gedacht, dass ihre Entscheidung, in die Fußstapfen ihres großen Vorbilds zu treten und für soziale Gerechtigkeit zu kämpfen, sie ins Gefängnis bringen würde. Genauso wenig, wie sie erwartet hätte, dass ausgerechnet ihr alter Widersacher aus Kindertagen, Tommy O'Reilly, sie eines Tages verhaften würde. In ihrer Gefängniszelle hat Harriet jede Menge Zeit darüber nachzudenken, wie es bloß zu ihrer Verhaftung hat kommen können. Wie ist sie zu dem Menschen geworden, der sie heute ist? In ihr steigen lange vergessene Erinnerungen an die drei Generationen von Frauen auf, die sie geprägt haben: Ihre Urgroßmutter Hannah, die Sklaven bei der Flucht half, ihre Großmutter Bebe, eine treibende Kraft in der Abstinenzlerbewegung, und ihre Mutter Lucy. Alle drei Frauen besaßen eine ungeheure innere Kraft und einen tiefen Glauben an Gott. Kann ihr Vermächtnis Harriet helfen zu erkennen, worauf es im Leben wirklich ankommt?

Autorentext
Lynn Austin ist verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und lebt in Holland, Michigan. Ihre zahlreichen Romane sind allesamt Bestseller und mit unzähligen Preisen ausgezeichnet worden. In Deutschland gilt sie als die beliebteste christliche Romanautorin.

Leseprobe
Kapitel 1 Es war schon paradox. Ich lag in meiner Gefängniszelle auf der unteren, quietschenden Eisenpritsche eines Stockbetts, starrte zu der fleckigen Matratze über mir hinauf und dachte an den Tag, an dem ich zum ersten Mal die Bedeutung des Wortes paradox verstanden hatte. Ich musste einfach über die na ja, über die paradoxe Tatsache schmunzeln, dass die Geschichte sich zu wiederholen schien. Die Bedeutung war mir vor ziemlich genau zehn Jahren klar geworden, an dem Tag, an dem meine Großmutter, Beatrice Monroe Garner, verhaftet worden war. Dieser Tag war ebenfalls ein Samstag gewesen wie der heutige Tag. Meine Mutter hatte beinah einen Nervenzusammenbruch erlitten. Schließlich würde Grandma Bebe, wie wir sie nannten, am nächsten Tag den Gottesdienst verpassen, wenn mein Vater nicht zum Gefängnis ging und ihr aus der Patsche half. »Sie kann doch nicht den Sonntag im Gefängnis verbringen!«, hatte meine Mutter wieder und wieder gejammert. »Bitte, John. Wir müssen sie da rausholen!« Während ich mich an damals zurückerinnerte, wurde mir mit einem Mal bewusst, dass ich in dieser Woche vermutlich auch nicht am Gottesdienst würde teilnehmen können. Ob sich wohl spontan jemand bereit erklären würde, meine Sonntagsschulklasse mit den zehnjährigen Mädchen zu übernehmen? Wäre mein Vater jetzt hier, würde er zweifellos sagen: »Du hättest dir um ihr Wohlergehen Gedanken machen sollen, bevor du dich in Schwierigkeiten gebracht und verhaften hast lassen, Harriet.« Als Grandma Bebe damals im Gefängnis gelandet war, war ich genauso alt gewesen wie meine Sonntagsschulmädchen. Meine Schwester Alice und ich hatten gerade mit unseren Eltern am Frühstückstisch gesessen, als das Telefon klingelte. Damals, im Jahr 1910, war das Gerät noch nagelneu gewesen, und wir hatten alle aufgehört zu essen und gespannt gewartet, ob das Amt unseren Gemeinschaftsanschluss dreimal kurz läuten lassen würde. Als das der Fall war, nahm meine Mutter die Hörmuschel vom Haken und hielt sie sich ans Ohr, wobei sie sich auf die Zehenspitzen erheben musste, um in das kleine kegelförmige Mundstück sprechen zu können. Kaum hatte sie den Hörer wieder eingehängt, brach sie in Tränen aus. »Das das war die Polizei!«, brachte sie zwischen ihren Schluchzern heraus. »Sie haben meine Mutter verhaftet und und sie ist im Gefängnis!« Meine ältere Schwester sog scharf die Luft ein. Sie war von der empfindsamen Sorte Mädchen, die ständig seufzten oder die Luft anhielten. »Verhaftet! Aber warum? Was hat Grandma denn getan?« »Wie können die ihr das nur antun?« Meine Mutter weinte. »Sie ist doch keine Verbrecherin!« »Gibt es noch Kaffee?«, fragte mein Vater ruhig. »Ich hätte gerne noch eine Tasse, wenn es dir recht ist.« »Oh, John! Wie kannst du jetzt Kaffee trinken? Ist es dir denn vollkommen egal, was mit meiner Mutter passiert?« »Beatrice Garner schert sich kein bisschen um den Ruf ihrer Familie, warum sollte es mich also kümmern, was mit ihr geschieht? Sie wusste, mit welchen Folgen sie rechnen muss, wenn sie zusammen mit ihren Abstinenzler-Freundinnen herumläuft und Whiskeyfässer zerschlägt. Sie hat sich diese Suppe selbst eingebrockt, als sie beschloss, eine zweite Carrie Nation zu werden. Jetzt muss sie sie auch auslöffeln.« Seine Worte riefen bei meiner Mutter einen neuerlichen Tränenschwall hervor. Alice stand auf, um sie zu trösten. Mein Vater hingegen seufzte nur tief und reichte mir seine leere Tasse. »Schenk mir doch bitte noch etwas ein, Harriet. Sei so gut.« Unser Mädchen hatte an diesem Vormittag frei, also ging ich gehorsam mit seiner Tasse in die Küche, um sie erneut mit Kaffee zu füllen. Doch ich kehrte so schnell wie möglich an den Tisch zurück, setzte mich wieder hin und wartete auf den zweiten Akt des Dramas. »Bitte, John, ich flehe dich an«, bettelte meine Mutter. »Bitte hol sie aus diesem schrecklichen Gefängnis.« »Und was noch dazukommt ...«, knüpfte mein Vater nahtlos an seine vorherige Argumentation an, »... was für ein Vorbild ist sie eigentlich für unsere Töchter?« Er goss Sahne in den Kaffee, den ich ihm gebracht hatte, und rührte so langsam und konzentriert um, als erwarte er keine Antwort. Abgesehen vom Betteln und Weinen konnte meine Mutter nichts tun, um Grandma Bebe zu helfen was irgendwie paradox war, da Grandma alles dafür tat, um Frauen zu mehr Macht zu verhelfen. Und Grandma Bebe verachtete Tränen. »Frauen sollten sie niemals als Waffen einsetzen«, proklamierte sie immer, »vor allem nicht, um einen Mann dazu zu bringen, dass er seine Meinung ändert.« Und doch war meine Mutter, so paradox es auch war, aufs Weinen verfallen, um meinen Vater umzustimmen. Grandma Bebe wäre das nicht recht gewesen. Aber Grandma war im Gefängnis. Und schließlich waren es die Tränen, die meinen Vater dazu brachten, in die Stadt zu gehen und sie auszulösen. Alice war ebenfalls in Tränen ausgebrochen, und mein Vater besaß nicht genug Stärke, um sich der Flut in den Weg zu stellen oder standhaft zu bleiben. Kein Mann war stark genug dazu. Das Herz meiner Schwester war so weich und klebrig wie Haferbrei. Sie konnte die Tränendrüsen auf- und zudrehen wie einen Wasserhahn und die salzige Flüssigkeit eimerweise produzieren. Alice war sechzehn und so schön, dass selbst die intelligentesten Männer in ihrer Gegenwart zu stammelnden Idioten wurden. Sobald die ersten Tränen in ihre großen blauen Augen traten, zog jeder Mann in Sichtweite ein weißes Taschentuch aus seiner Tasche und reichte es ihr, als hisse er die weiße Flagge. Grandma Bebe hatte kein Verständnis für sie. »Deine Schwester könnte unserer Sache sehr helfen«, hatte sie einmal zu mir gesagt. »Alice ist die Sorte Frau, für die Männer in den Krieg ziehen wie Helena von Troja. Aber bei ihr ist diese Gabe völlig vergeudet, fürchte ich. Sie fällt bestimmt auf den erstbesten Schwindler herein, der ihr Komplimente macht. Das ist bei Frauen wie ihr immer so. Schade.« Grandma seufzte schwer. »Deine Schwester glaubt die Lüge, dass die Frauen das schwache Geschlecht sind. Und: Ihr erstaunlicher Träneneinsatz erhält diesen Mythos aufrecht Aber in dich setze ich einige Hoffnung, Harriet«, fügte Grandma Bebe hinzu. Immer wenn die Rede auf Alices umwerfende Schönheit kam, tätschelte Grandma mein störrisches braunes Haar und sagte: »Zum Glück bist du ein unscheinbares Kind. Du musst dich auf deinen Verstand verlassen.« Die Tatsache, dass es Alice mit ihren Tränen war, die Grandma rettete, ist doch paradox, oder? Ich habe an jenem Morgen nicht zu der Tränenflut beigetragen. Ich wollte Grandma nicht enttäuschen. Ich liebte meine Großmutter sehr und bewunderte ihre Wildheit und Leidenschaft. Natürlich waren das keine Eigenschaften, die von der vornehmen Gesellschaft geschätzt …

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Weitere Informationen

  • Allgemeine Informationen
    • Sprache Deutsch
    • Gewicht 526g
    • Autor Lynn Austin
    • Titel Bebes Vermächtnis
    • Veröffentlichung 15.06.2010
    • ISBN 978-3-86827-176-8
    • Format Kartonierter Einband
    • EAN 9783868271768
    • Jahr 2022
    • Größe H205mm x B135mm x T33mm
    • Herausgeber Francke-Buch GmbH
    • Anzahl Seiten 455
    • Übersetzer Dorothee Dziewas
    • Auflage 1., Auflage
    • Genre Erzählende Literatur & Romane
    • Lesemotiv Eintauchen
    • GTIN 09783868271768

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