Florentin. Ein Roman
Details
Florentin, ein junger Italiener, reist durch Europa, besteht allerlei Abenteuer und versucht das Verhältnis von Natur und Kunst, von Liebe und Ehe und das Geheimnis seiner eigenen Wurzeln zu ergründen. Schließlich trifft er auf Juliane und Eduard, denen er dies alles erzählt. Dorothea Schlegels Bildungsroman, der von Theodor Storm für seine »frische gegenständliche Darstellung« gerühmt wurde, musste 1801 anonym erscheinen, ein geplanter zweiter Teil wurde nie veröffentlicht.
Mit einem Nachwort sowie Schlegels Aufzeichnungen und Entwürfen zum Roman.
Autorentext
Dorothea Schlegel (geb. Brendel Mendelssohn), 24. 10. 1764 Berlin - 3. 8. 1839 Frankfurt a. M.
Sch. war die zweite Tochter Moses Mendelssohns. Sie wurde traditionell jüdisch erzogen und 1783 mit dem Bankier Simon Veit verheiratet. In Berliner Salons traf sie 1797 F. Schlegel; sie verließ ihren Mann und wurde 1799 geschieden. Im selben Jahr zog sie nach Jena, wo sie mit A. W., Caroline und F. Schlegel zusammen wohnte. 1802 ging sie mit F. Schlegel nach Paris; hier ließ sie sich ev. taufen und heiratete ihn. 1804 zogen sie nach Köln, konvertierten 1808 zum Katholizismus und erneuerten ihre Ehe. 1808 ließen sie sich in Wien nieder, 1816 in Frankfurt a. M.; 1818-20 besuchte Sch. ihre Söhne (aus erster Ehe) in Rom und lebte dann bis zum Tod ihres Mannes in Wien, anschließend bei ihrem Sohn Philipp Veit in Frankfurt. Sch.s Arbeiten erschienen anonym, als Hrsg. zeichnete meist F. Schlegel, so dass manches lange Zeit fälschlich ihm zugeschrieben wurde. Ihr Hauptwerk ist der an Goethes Wilhelm Meister orientierte Roman Florentin, der die Geschichte eines jungen Mannes auf der Suche nach Herkunft und Bestimmung schildert und später auf J. v. Eichendorffs Ahnung und Gegenwart wirkte. Daneben schrieb sie Rezensionen, bearbeitete den von Elisabeth v. Nassau-Saarbrücken zwischen 1430 und 1437 ins Deutsche übertragenen Roman Loher und Maller im Stil eines romantischen Volksbuchs und übersetzte Madame de Staëls Roman Corinne.
In: Reclams Lexikon der deutschsprachigen Autoren. Von Volker Meid. 2., aktual. und erw. Aufl. Stuttgart: Reclam, 2006. (.) - © 2001, 2006 Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart.
Klappentext
*»Ich habe dieser Tage ein kleines Buch gelesen... Florentin von Dorothee Veith, nachheriger Schlegel... es ist das einzige aus dem Kreise der Romantiker, was man, ohne sich lächerlich zu machen, neben Wilhelm Meister erwähnen darf. Es ist ein außerordentlich klarer Sinn für alle menschlichen Verhältnisse darin, die natürlichen wie die gesellschaftlichen, ein feiner psychologischer Instinkt und eine frische gegenständliche Darstellung.«
Theodor Storm*
Leseprobe
Erstes Kapitel Es war an einem der ersten schönen Frühlingsmorgen. Allenthalben, auf Feldern, auf Wiesen und im Wald, waren noch Spuren des vergangnen Winters sichtbar und der Härte, womit er lange gewütet: noch einmal hatte er mächtig im Sturm seine Schwingen geschüttelt, aber es war zum letztenmal. Die Wolken waren vertrieben vom Sturm, die Sonne durchgebrochen, und eine laue milde Wärme durchströmte die Luft. Junge Grasspitzen drängten sich hervor, Veilchen und süße Schlüsselblumen erhoben furchtsam ihre Köpfchen, die Erde war der Fesseln entledigt und feierte ihren Vermählungstag. Mutig trabte ein Reisender den Hügel herauf. Vertieft im Genuß der ihn umgebenden Herrlichkeit und in Phantasien, die ihn bald vor- bald rückwärts rissen, hatte er den rechten Weg verfehlt, und nun sah er sich auf einmal vor einem Walde, den er durchreiten mußte, wenn er nicht gerade wieder umkehren und zurückreiten wollte; ein andrer Weg war nicht zu finden. Er war lange zweifelhaft. »Jetzt wieder umkehren wäre ein unnützes Stück Arbeit. Wäre ich etwa umsonst hieher geraten? In diesen Wald kam ich ungefähr auf eben die Weise wie ins Leben... wahrscheinlich habe ich im ganzen auch des Weges verfehlt. Und wie? wenn mir auch hier wie dort die Rückkehr unmöglich wäre?... Sei meine Reise wie mein Leben, und wie die ganze Natur, unaufhaltsam vorwärts!... Was mir nur begegnen wird auf dieser Lebensreise, oder diesem Reiseleben?... Ich rühme mich ein freier Mensch zu sein, und dieser Sonnenschein, dieses laue Umfangen, die jungen Knospen, das Erwarten der Dinge, die mich umgeben, ist schuld, daß auch ich erwarte... und was?... War mir doch mit allem bunten Spielzeug schon längst Hoffnung und Erwartung entflohen!... Närrisch genug wäre es, wenn mic
Weitere Informationen
- Allgemeine Informationen
- Sprache Deutsch
- Untertitel Schlegel, Dorothea Deutsch-Lektüre, Deutsche Klassiker der Literatur
- Autor Dorothea Schlegel
- Titel Florentin. Ein Roman
- Veröffentlichung 31.07.1993
- ISBN 978-3-15-008707-7
- Format Kartonierter Einband
- EAN 9783150087077
- Jahr 1993
- Größe H148mm x B96mm x T15mm
- Gewicht 145g
- Herausgeber Reclam Philipp Jun.
- Anzahl Seiten 325
- Editor Wolfgang Nehring
- Genre Historische Romane & Erzählungen
- Lesemotiv Verstehen
- GTIN 09783150087077