Modalverben in der Kindersprache

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Studia grammatica, Bd. 67

Die vorliegende Studie befasst sich mit dem Erwerb der epistemischen Lesart des Modalverbs "können" in der Kindersprache. Seit jeher entzieht sich die Klasse der Modalverben – zu denen "können" zweifellos gehört – einer einfachen Beschreibung. Die deutschen Modalverben weisen eine besondere Flexion auf. Semantisch sind sie durchweg polyfunktional, da sie sowohl eine zirkumstantielle als auch eine epistemische (bzw. evidentielle) Bedeutung haben. Außerdem ist ihre Semantik nur schwer von der ihrer Systemkonkurrenten (Modaladjektive, Modaladverbien) abgrenzbar. Und zu guter Letzt kann das syntaktische Verhältnis zwischen Modalverb und regiertem Infinitiv recht unterschiedlich ausfallen.

Darüber hinaus stellt der Erwerb epistemischer Lesarten für das Kind eine sehr hohe kognitive Anforderung im Hinblick auf die Bildung einer (subjektiven) Wahrscheinlichkeitstheorie dar. Es ist also wenig erstaunlich, dass die epistemische Lesart von "können" 6- bis 8-jährige Kinder noch vor größere Probleme stellt.

Vor diesem Hintergrund unternimmt es der Verfasser in einer Reihe von methodisch wohlüberlegten und präzis durchgeführten Verstehensexperimenten, die linguistischen und die kognitiven Faktoren zu isolieren, welche die Erwerbsabfolge der Lesarten der Modalverben bestimmen, und ihre Erklärungskraft empirisch zu überprüfen.


Die vorliegende Studie befasst sich mit dem Erwerb der epistemischen Lesart des Modalverbs "können" in der Kindersprache. Seit jeher entzieht sich die Klasse der Modalverben zu denen "können" zweifellos gehört einer einfachen Beschreibung. Die deutschen Modalverben weisen eine besondere Flexion auf. Semantisch sind sie durchweg polyfunktional, da sie sowohl eine zirkumstantielle als auch eine epistemische (bzw. evidentielle) Bedeutung haben. Außerdem ist ihre Semantik nur schwer von der ihrer Systemkonkurrenten (Modaladjektive, Modaladverbien) abgrenzbar. Und zu guter Letzt kann das syntaktische Verhältnis zwischen Modalverb und regiertem Infinitiv recht unterschiedlich ausfallen. Darüber hinaus stellt der Erwerb epistemischer Lesarten für das Kind eine sehr hohe kognitive Anforderung im Hinblick auf die Bildung einer (subjektiven) Wahrscheinlichkeitstheorie dar. Es ist also wenig erstaunlich, dass die epistemische Lesart von "können" 6- bis 8-jährige Kinder noch vor größere Probleme stellt. Vor diesem Hintergrund unternimmt es der Verfasser in einer Reihe von methodisch wohlüberlegten und präzis durchgeführten Verstehensexperimenten, die linguistischen und die kognitiven Faktoren zu isolieren, welche die Erwerbsabfolge der Lesarten der Modalverben bestimmen, und ihre Erklärungskraft empirisch zu überprüfen.

Leseprobe
Kapitel 3 Die MV-Ontogenese: Ein Forschungsüberblick (S. 37-38)

In diesem Kapitel werden die Ergebnisse der bisherigen Forschung zur MV-Ontogenese vorgestellt.Wie schon Stephany (1995) anmerkt, dient die Beschreibung derMV-Ontogenese zun¨achst der Kl¨arung dreier prim¨arer Fragen: (i) In welcher zeitlichen Abfolge werden die verschiedenenMV-Lesarten erworben? (ii)Welche Funktion(en)übernehmen die jeweiligen MV-Lesarten im Laufe des Erwerbs? (iii) Können dabei feste Erwerbsstadien festgestellt werden?

Da es einerseits schon sehr ausf¨uhrliche Beschreibungen des Erwerbs der verschiedenen zirkumstantiellen Lesarten gibt (s. Stephany 1986, 1993, 1995) und da andererseits die hier vorliegende Arbeit sich haupts¨achlich mit dem Verstehen der epistemischen Bedeutung von k¨onnen besch¨aftigt, richtet dieses Kapitel hinsichtlich der drei oben genannten Gr¨unde sein besonderes Augenmerk auf den Erwerb der epistemischenMV-Lesart. Neben den von Stephany (1995) erw¨ahnten drei prim¨aren Fragen stellt sich im Hinblick auf den MV-Erwerb ein weiteres Problem, das bis jetzt in der Forschung nur wenig Ber¨ucksichtigung gefunden hat, n¨amlich die Rolle der MV-Polyfunktionalit¨at im Spracherwerb selbst.

Wie in Kap. 2 dargestellt wurde, ist die MV-Polyfunktionalit¨at, die vor allem in der Spannung zwischen der zirkumstantiellen und der epistemischen/evidentiellen MV-Lesart zum Ausdruck kommt, eine zentrale MV-Klasseneigenschaft. Es ist nun durchaus m¨oglich, dass sie auch im Spracherwerb eine große Rolle spielt. Daher kann sich die Forschung zum Bedeutungserwerb der MV in der Erstsprache nicht darauf beschr¨anken, die zeitliche Abfolge beim Erwerb der verschiedenen Lesarten oder der verschiedenen Funktionen von MV zu beschreiben. Sie muss vielmehr auch der Frage nachgehen, ob und ggf. inwieweit die Tatsache, dass die MV polyfunktional sind, den Erwerbsverlauf beeinflusst. In diesem Kapitel soll deshalb anhand der Literatur auch das Ph¨anomen der Polyfunktionalit¨at im Zusammenhang mit der epistemischen MV-Bedeutung untersucht und seine m¨ogliche Bedeutung f¨ur den MV-Erwerbsverlauf so pr¨azis wie m¨oglich bestimmt werden.

F¨ur die Bew¨altigung dieser Aufgabenstellung ist es aber unverzichtbar, dass der MVErwerbsverlauf mit demjenigen anderer, nicht polyfunktionaler, epistemischer Ausdr¨ucke verglichen wird. Als potenzielle Vergleichsausdr¨ucke treten dabei in erster Linie - was mentalenVerben (glauben, denken, wissen) auf. Erwerbsdatenüber die Semantik/Pragmatik dieser Ausdr¨ucke werden deshalb in diesem Kapitel mitbehandelt.

3.1 Langzeitstudien
3.1.1 Deutsch

Obwohl die Klasse der MV ein relativ gut erforschtes Feld der germanistischen Linguistik ist, haben sich bis jetzt nur wenige Arbeiten dem Erwerb der MV-Bedeutung gewidmet. Eine Rekonstruktion der Ontogenese der deutschen MV kann demzufolge aufgrund der bisherigen Literatur nur fragmentarisch bleiben.

Neben eher beil¨aufigenBemerkungenin pragmatisch orientierten Arbeiten(Biere 1978, V¨olzing 1982 und Redder&,Martens 1983) haben sich lediglich die Studien von Adamzik (1985), Ramge (1987) und neuerdings Ehrich (2004b, 2005) systematisch mit der Ontogenese der MV-Semantik beschäftigt.


Inhalt
1;Inhaltsverzeichnis;6
2;Vorwort;10
3;1 Einleitung;12
3.1;1.1 Gegenstand der Arbeit;12
3.2;1.2 Aufbau der Arbeit;14
4;2 Theoretische Grundlagen;16
4.1;2.1 Zur MV-Semantik;16
4.2;2.2 Zur MV-Syntax;20
4.3;2.3 MV und skalare Implikaturen;30
4.4;2.4 Zur pr aferierten Lesart einzelner MV-Konstruktionen;32
5;3 Die MV-Ontogenese: Ein Forschungsüberblick;38
5.1;3.1 Langzeitstudien;39
5.2;3.2 Experimentelle Verstehensstudien;56
5.3;3.3 Zusammenfassung;76
6;4 Hypothesen zum MV-Erwerb;78
6.1;4.1 Die Unentscheidbarkeits-Hypothese;78
6.2;4.2 Die Implikatur-Hypothese;97
6.3;4.3 Die Kontrast-Hypothese;104
6.4;4.4 Die Anhebungshypothese;109
6.5;4.5 Zusammenfassung;118
7;5 Methodologische Fragen;120
7.1;5.1 Methodologische Vorüberlegungen;120
7.2;5.2 Experiment 1: Es kann sein, dass der Junge ins Haus gegangen ist. ;127
7.3;5.3 Zusammenfassung;149
8;6 Die Unentscheidbarkeits- und die Implikatur- Hypothese;150
8.1;6.1 Experiment 2: Die Modalausdruck-, die Implikaturund die Unentscheidbarkeits- Aufgabe;151
8.2;6.2 Experiment 3: Die Implikatur-Hypothese - Ein Nachtrag;170
8.3;6.3 Zusammenfassung;179
9;7 Die Kontrast- und die Anhebungshypothese;180
9.1;7.1 Experiment 4: Es kann sein, dass der Junge im Haus ist. ;180
9.2;7.2 Zusammenfassung;194
10;8 Zusammenfassung;196
11;Anhang: Materialien für die Experimente;202
11.1;Experiment 1;203
11.2;Experiment 2;211
11.3;Experiment 4;217
12;Literatur;224

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Weitere Informationen

  • Allgemeine Informationen
    • GTIN 09783050044330
    • Sprache Deutsch
    • Auflage 07001 A. 1. Auflage
    • Größe H240mm x B170mm x T14mm
    • Jahr 2007
    • EAN 9783050044330
    • Format Kartonierter Einband
    • ISBN 978-3-05-004433-0
    • Veröffentlichung 13.08.2007
    • Titel Modalverben in der Kindersprache
    • Autor Serge Doitchinov
    • Untertitel Kognitive und linguistische Voraussetzungen für den Erwerb von epistemischem "können"
    • Gewicht 415g
    • Herausgeber De Gruyter Akademie Forschung
    • Anzahl Seiten 239
    • Lesemotiv Verstehen
    • Genre Allgemeine & vergleichende Sprachwissenschaft

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