Rousseau - Die Konstitution des Privaten
Details
Friederike Kuster
Rousseau - Die Konstitution des Privaten
Zur Genese der bürgerlichen Familie
232 S.
ISBN 978-3-05-004161-2
Deutsche Zeitschrift für Philosophie. Sonderband, Sonderband 11
Rousseaus politisches Denken bewegt sich in beiden Bereichen der klassischen Politik: in denen von Haus und Staat, von Privatem und Öffentlichem. Der liberalen Opposition von Individuum und Staat setzt Rousseau ein Modell der politischen Einheit entgegen, das durch die Vermittlungsinstanzen von Geschlechter- und Familienordnung gewährleistet ist.
Mit dem erstmals ausformulierten Ideal einer empfindsamen Beziehungskultur wird ein Modell bürgerlicher Lebenskultur propagiert, das sich gleichermaßen auf die häuslich-intime Privatsphäre wie auf die Dimension republikanischer Öffentlichkeit erstreckt und das Rousseaus nachhaltige Deutungsmacht für das moderne bürgerliche Selbstverständnis erweist.
Pressestimmen
"Gleichermaßen luzide und straff führt K. den Leser durch eine in hohem Maße komplexe Materie. Nach der Lektüre fühlt man sich bereichert und auf kluge Art unterhalten."Peter Blickle in: "Historische Zeitschrift"
"Ihre Arbeit ist nicht nur als ein zentraler Beitrag für die geschlechterkritische Rousseauforschung, sondern auch für die Auseinandersetzung mit den Grundlagen des bis heute prägenden modernen bürgerlichen Selbstvertständnisses zu werten."
Beate Rosenzweig in: femina politica (Heft 2, 2006)
"Es handelt sich um eine klar strukturierte, philosphiegeschichtlich durchgehend präsente und sprachlich imposante Arbeit zur Interpretation moderner politischer Philosphie, die in der Fachwelt große Anerkennung erwerben wird."
Regina Harzer in: H-Soz-u-Kult (Januar 2007)
"Ein Standardwerk zur Sphäre des dem Öffentlichen und Politischen korrespondierenden Privaten, von Familien- und Geschlechterverhältnissenm wie Kuster es hier vorgelegt hat, ist [...] nicht nur für ein adäquates Verhältnis von Rousseaus Denken unabdingbar, sondern auch für dasjenige von Genese und Gegenwart dieser Gesellschaftsordnung selbst."
Olaf Asbach, In: Neue Politische Literatut, Jg. 52, Heft 1 (2007)
Rousseaus politisches Denken bewegt sich in beiden Bereichen der klassischen Politik: in denen von Haus und Staat, von Privatem und Öffentlichem. Der liberalen Opposition von Individuum und Staat setzt Rousseau ein Modell der politischen Einheit entgegen, das durch die Vermittlungsinstanzen von Geschlechter- und Familienordnung gewährleistet ist. Mit dem erstmals ausformulierten Ideal einer empfindsamen Beziehungskultur wird ein Modell bürgerlicher Lebenskultur propagiert, das sich gleichermaßen auf die häuslich-intime Privatsphäre wie auf die Dimension republikanischer Öffentlichkeit erstreckt und das Rousseaus nachhaltige Deutungsmacht für das moderne bürgerliche Selbstverständnis erweist.
Zusammenfassung
"Gleichermaßen luzide und straff führt K. den Leser durch eine in hohem Maße komplexe Materie. Nach der Lektüre fühlt man sich bereichert und auf kluge Art unterhalten." Peter Blickle in: "Historische Zeitschrift" "Ihre Arbeit ist nicht nur als ein zentraler Beitrag für die geschlechterkritische Rousseauforschung, sondern auch für die Auseinandersetzung mit den Grundlagen des bis heute prägenden modernen bürgerlichen Selbstvertständnisses zu werten." Beate Rosenzweig in: femina politica (Heft 2, 2006) "Es handelt sich um eine klar strukturierte, philosphiegeschichtlich durchgehend präsente und sprachlich imposante Arbeit zur Interpretation moderner politischer Philosphie, die in der Fachwelt große Anerkennung erwerben wird." Regina Harzer in: H-Soz-u-Kult (Januar 2007) "Ein Standardwerk zur Sphäre des dem Öffentlichen und Politischen korrespondierenden Privaten, von Familien- und Geschlechterverhältnissenm wie Kuster es hier vorgelegt hat, ist [...] nicht nur für ein adäquates Verhältnis von Rousseaus Denken unabdingbar, sondern auch für dasjenige von Genese und Gegenwart dieser Gesellschaftsordnung selbst." Olaf Asbach in: Neue Politische Literatut, Jg. 52, Heft 1 (2007) "Wo sonst, wenn nicht bei den Klassikern, sucht man die Klärung grundlegender Probleme und leitender Begriffe der Beschreibung, Analyse und Bewertung der Welt? [...] Friederike Kuster weist [...] überzeugend nach, dass man Rousseau nicht nur so lesen kann [...], sondern so lesen muss, um die Architektonik seiner Theorie zu verstehen und die vermeintlichen Widersprüche, [...] überzeugend aufzulösen und Rousseaus Argumentation in seiner internen Konsistenz zu verstehen." Heinz-Elmar Tenorth in: Sozialwissenschaftliche Literatur Rundschau, Heft 55, 2007Leseprobe
Die Entstehung der Familie im Discours sur l'inégalité (S. 68-69)
2.1 Vorvertragliche Sozietäten: Nation und Familie
Unmittelbar nach der Evozierung des "geheiligten Rechts" der auf menschlicher Vereinbarung fußenden gesellschaftlichen Ordnung im ersten Kapitel des ersten Buchs des Contrat Social kommt Rousseau im zweiten Kapitel auf den natürlichen Status der Familie zu sprechen. Nun hatte den Ausgangspunkt der vorliegenden Überlegungen das Problem geliefert, daß, wie Masters formuliert, für Rousseau die Familie "die erste Gruppe darstellt, die er eine ‚société' und die einzige, die er je ‚natürlich' nennt".1 Diese Charakterisierung zeigt das Problem an, um das es im folgenden geht: Nach Rousseau existiert der Mensch im Naturzustand als ungeselliger Solitär, der Zusammenschluß zu einer "société" hingegen bedeutet im traditionellen naturrechtlichen Verständnis gerade das Verlassen des Naturzustandes und den Beginn einer "künstlichen", konventionellen Ordnung des Zusammenlebens.
Um die Kennzeichnung der Familie als einer "natürlichen Gesellschaft" plausibel zu machen, müssen die spezifischen Weichenstellungen, die Rousseau in Hinblick auf die Vorgaben der Naturrechtslehren im Deuxième Discours vornimmt, eingeholt werden. Blickt man zunächst noch einmal auf den Gesellschaftsvertrag, so läßt die Positionierung der Familienproblematik erkennen, daß sie in den Kontext der Frage politischer Legitimität gestellt ist. Wie die Erörterung des Rechts des Stärkeren im 3. Kapitel und die Diskussion des Unterwerfungsvertrags im 4. Kapitel hat auch die Behandlung der häuslichen Gewalt im 2. Kapitel abweisenden Charakter: Es geht darum, die Unhaltbarkeit etablierter Legitimationsmuster politischer Gewalt aufzuzeigen. Die Bestimmung der Familie erfolgt nur ex negativo, insofern als ihre Apostrophierung als "natürlich" Index ihrer Untauglichkeit ist, als ein Paradigma für "künstliche", d.h. vertragsförmige und damit allein legitime Herrschaftsverhältnisse zu fungieren. Was darüberhinaus positiv unter einer "natürlichen Gesellschaft" zu verstehen ist, läßt sich nicht auf der Basis des Contrat Social klären, hier läßt sich nur anhand des Deuxième Discours Aufschluß gewinnen.
Während Rousseau sich im Rahmen der ersten beiden Bücher des Gesellschaftsvertrags auf der rein rechtslogischen Ebene der Vertragstheorie bewegt, stellt er im Zweiten Diskurs das kontraktualistische Argument in den Rahmen einer geschichtsphilosophischen Rekonstruktion der Entstehung von Gesellschaft und Herrschaft: Die Vertragstheorie wird in ihrem rein juridischen Argumentationsmuster in einen geschichtsphilosophischen Horizont eingerückt. Dieser spezifische methodische Zuschnitt des Zweiten Diskurses erweist sich als bedeutsam für ein adäquates Verständnis des Rousseauschen Familienkonzepts. Ein Blick, der Rousseau vor dem Hintergrund des Gesellschaftsvertrags ausschließlich in der Tradition der Kontraktualisten und Naturrechtler sieht, mag die Nähe des Zweiten Diskurs von 1754 zu den Konzeptionen der "Natural History" der Ökonomen und Soziologen in der Trad…
Weitere Informationen
- Allgemeine Informationen
- GTIN 09783050041612
- Auflage 05001 A. 1. Auflage
- Sprache Deutsch
- Größe H246mm x B175mm x T19mm
- Jahr 2005
- EAN 9783050041612
- Format Fester Einband
- ISBN 978-3-05-004161-2
- Veröffentlichung 26.10.2005
- Titel Rousseau - Die Konstitution des Privaten
- Autor Friederike Kuster
- Untertitel Zur Genese der bürgerlichen Familie
- Gewicht 580g
- Herausgeber De Gruyter
- Anzahl Seiten 232
- Lesemotiv Verstehen
- Genre Philosophie der Renaissance