Die Jungfrau von Orleans
Details
Immer wieder hat die Gestalt der Jean d'Arc Dichter veranlasst, sich mit ihr zu befassen. Die 17-jährige Johanna, um die sich die Kräfte einer nationalen Bewegung konzentrieren, rettet Frankreich nach langem Krieg mit England. Um die entscheidenden Ereignisse dieser Erhebung, die Entsetzung der Stadt Orleans (1429) und die Krönung des Dauphin in Reims (16. Juli 1430), baut Schiller sein Drama. Ihm geht es dabei um den Konflikt, in den die Jungfrau, die für die grosse Aufgabe frei sein muss von menschlichen Gefühlen, gerät. In dem Augenblick, wo sie Lionel, ihren Feind, liebt, erlischt ihre Kraft: Sie wird durch die Engländer gefangen genommen und als Ketzerin verbrannt. Jahrzehnte später erfährt der Prozess eine Revision, und aus der Ketzerin wird eine Heilige. Auf die spöttelnde Behandlung, die der geschichtlich überlieferte Stoff durch Voltaire erfuhr, entgegnete Schiller zunächst mit seinem Gedicht: "Das Mädchen von Orleans". Es ist im Anhang abgedruckt. Weiter sind enthalten ein Nachwort und Ausführungen zur Textgeschichte und -gestaltung sowie ausführliche Anmerkungen.
Autorentext
Friedrich von Schiller wurde 1759 in Marbach geboren. Auf Befehl des Herzogs Karl Eugen musste der junge Schiller 1773 in die 'Militär-Pflanzschule' eintreten, wo er ab 1775 Medizin studierte; später wurde er Regimentsmedicus in Stuttgart, das er 1782 nach Arrest und Schreibverbot wegen seines Stückes 'Die Räuber' jedoch fluchtartig verließ. 1789 wurde er zum Professor der Geschichte und Philosophie in Jena ernannt, 1799 ließ er sich endgültig in Weimar nieder. Schiller starb am 9.5.1805 in Weimar.
Leseprobe
Thibaut d'Arc. Seine drei Töchter.
Drei junge Schäfer, ihre Freier Thibaut. Ja, liebe Nachbarn! Heute sind wir noch
Franzosen, freie Bürger noch und Herren
Des alten Bodens, den die Väter pflügten;
Denn aller Orten läßt der Engelländer
Sein sieghaft Banner fliegen, seine Rosse
Zerstampfen Frankreich blühende Gefilde.
Paris hat ihn als Sieger schon empfangen,
Und mit der alten Krone Dagoberts
Schmückt es den Sprößling eines fremden Stamms.
Der Enkel unsrer Könige muß irren
Enterbt und flüchtig durch sein eignes Reich,
Und wider ihn im Heer der Feinde kämpft
Sein nächster Vetter und sein erster Pair,
Ja seine Rabenmutter führt es an
Rings brennen Dörfer, Städte. Näher stets
Und näher wälzt sich der Verheerung Rauch
An die Täler, die noch friedlich ruhn.
- Drum, liebe Nachbarn, hab' ich mich mit Gott
Die Töchter zu versorgen; denn das Weib
Bedarf in Kriegesnöten des Beschützers,
Und treue Lieb' hilft alle Lasten heben. (Zu dem ersten Schäfer) - Kommt, Etienne! Ihr werbt um meine Margot.
Die Äcker grenzen nachbarlich zusammen,
Die Herzen stimmen überein - das stiftet
Ein gutes Ehband! (Zu dem zweiten) Claude Marie! Ihr schweigt,
Und meine Louison schlägt die Augen nieder?
Werd' ich zwei Herzen trennen, die sich fanden,
Weil Ihr nicht Schätze mir zu bieten habt?
Wer hat jetzt Schätze? Haus und Scheune sind
Des nächsten Feindes oder Feuers Raub -
Die treue Brust des braven Manns allein
Ist ein sturmfestes Dach in diesen Zeiten. <
Weitere Informationen
- Allgemeine Informationen
- GTIN 09783872910233
- Sprache Deutsch
- Genre Deutsch
- Größe H201mm x B130mm x T15mm
- Jahr 2022
- EAN 9783872910233
- Format Kartonierter Einband
- ISBN 978-3-87291-023-3
- Veröffentlichung 21.03.2001
- Titel Die Jungfrau von Orleans
- Autor Friedrich von Schiller
- Untertitel Eine dramatische Tragödie
- Gewicht 130g
- Herausgeber Hamburger Lesehefte
- Anzahl Seiten 135
- Lesemotiv Auseinandersetzen