Mohnmeere

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In diesem Buch begeben sich zwei Studenten auf eine Abenteuertour, die von der Improvisation und der Verlockung des Entdeckens lebt. In Böhmen sind sie auf den Spuren der böhmischen Dörfer, erkunden ein Land, das mit seiner Faszination vor uns liegt, und uns doch so fremd ist.

Einfach mal losfahren, eine Sommerreise als Anreiz und Wagnis sogleich antreten. In diesem Buch begeben sich zwei Studenten auf eine Abenteuertour, die von der Improvisation und der Verlockung des Entdeckens lebt. Dabei befindet sich das aufgesuchte Land nicht tausende Kilometer von der deutschen Heimat entfernt, sondern grenzt an diese an und ist zu Unrecht ins Dunkel der Geschichte abgetaucht, schon vor Jahrzehnten, als die Grauzonen des Grenzlandes mit ihrem eisernen Vorhang viele vor einem Besuch dort abhielten. - Bei der Terra Cognita handelt es sich um Böhmen im tschechischen Land, und mancher wird sich erinnern an die volkstümlichen Redewendungen von den abgebrannten Böhmerland oder den vergessenen böhmischen Dörfern. Gibt es sie denn wirklich, diese verborgenen Orte, oder sind sie nur eine flüchtige Sommeridee? - Was die beiden Rucksackreisenden entdecken und erfahren, wie sie sich dem ungezwungenen Dasein von Vagabunden ergeben, ist für sie jenseits aller Schulbuchweisheit: Der Start im Vogtland in Richtung ehemaliger Grenze, die magische Abend- und Morgenstimmung in Krummau, die harmonische Offenbarung von Pilsen, Budweis und Prag jenseits ausgetretener Tourismuspfade, Tage und Tagträume zwischen pfauenbunten Bürgerhäusern an den ausladenden und prächtigen Märkten uralter Städte, und mitten im Geschehen die Faszination der mährischen Mohnmeere. - Alles das war weit mehr, als sich die beiden Freunde erhofft hatten, eine Landschaft zum erfahren und erfahrbar zu machen, ein böhmischer Rausch ohne ein fassbares Ende, ein Wunder, an das man nicht mehr geglaubt hatte

Leseprobe
Mit der Grenze näherten wir uns einer deutsch-tschechischen Bruchstelle, jener wunden Linie, die langsam verheilte, und doch immer mit kleinen Grinden und verfärbten Stellen, kleinen Schönheitsfehlern und Malen versehen sein wird, die das Geschehene dort hinterlassen hat und die Erinnerung so unbeabsichtigt wie unweigerlich wach halten, überliefern. - Draußen winkte Deutschland, Handküsse verteilend. - Doch da stand niemand. Nur vereinzelt niedrige Häuser, und stolze Bäume, die alles wussten und gesehen hatten und heute trotzdem malerisch blühten. Die Sonne spielte in ihrem Blattwerk. Sie spielte auch in den Mauerresten und im bröckligen gelben Putz der Häuschen mit ihren Ausschürfungen und wildem Bewuchs. - Dann lichtete sich das Land zu einem weiten, unbesiedelten Raum, auf dem Nadelbäume wie Platzhalter für etwas standen, das noch erwartet wurde, aber niemals eintraf, das Land hatte sich verabschiedet, auf den Weg gemacht, zurück, nach innen, nur weg von hier, solange es noch ging. (Kap. Finis Germaniae) - - - - - - - -Die letzten Ausläufer des grüblerischen Grenzstreifens lagen hinter uns - es war gut so, man dachte zuviel nach dort, es war nicht die rechte Zeit dafür jetzt - doch die weite, nicht eben schmucklose Provinz, die ein überdimensionaler Besen einst leergefegt zu haben schien, entließ uns nur zaghaft. Irgendwann wurden draußen wieder neue Wellen losgestoßen, und die Wellen wuchsen heran zu Hügeln, und wir fuhren hinein in die urige Wildnis des Kaiserwaldes, teilten uns das wildromantische Tal eine Weile mit einem Fluss, und setzten dann unbemerkt über vom Karlsbader zum Pilsener kraj. - Der Übergang floss weiter, der tschechische Pol zog an uns, und wir ließen uns gern ziehen, anziehen, das Land spürte es und gab immer mehr von sich preis. Allmählich wich das stark schraffierte Zwischenland einem mehr und mehr verdichteten Tschechien, das nun auftaute und sich auswies durch kräftigere Farben, schmucke, auch moderne Fassaden. Das Land wurde eingeläutet; war reeller, vielleicht nüchterner, ließ erkennen, dass es wahrhaftig begonnen hatte. Man erwachte vom Schlaf des Grenzlandes, seinen melancholischen Weisen, denen man dösend oder grübelnd gelauscht, seinem Pantomimetheater, das man mit fernen Gedanken aus dem Augenwinkel beobachtet hatte. Der Magnet wurde stärker und stärker, holte uns aus dem Grenzland wie aus dem Nichts, ergriff Besitz von uns und zog uns hinein in seine Mitte. Dobrý den waren seine ersten Worte. Guten Tag hieß das. Und man nahm es wörtlich. (Kap. Jenseits der Traumfänger) - - - - - - - - Von der Stadt mit dem schwierigen Namen brachte uns ein Schnellzug in die Stadt des Bieres, nach Pilsen oder Plze, das uns - wie auch das von dort stammende Bier - freilich etwas leichter über die Zunge ging. Nach der gemütlichen Vogtlandbahn- und der ausholenden Busfahrt sah man nun erstmals die Kilometer in Form einer unaufdringlichen Landschaft förmlich an sich vorbeifliegen. - Irgendwann betrat eine ältere Dame das Abteil, und mit ihr kam ein markanter Schweißgeruch. Während der folgenden Fahrt schaute sie unaufhörlich in einen Spiegel, richtete dabei ihre Haare und sagte zu sich selbst Dinge auf Tschechisch, die wir nicht verstanden, sie vielleicht schon. - Pilsen tauchte plötzlich auf, wucherte wie ein Halimasch aus Stein und verblüffte die von grüner Langeweile gelähmten Augen, in seiner Mitte erhob sich ein riesiger gotischer Stachel. Die Stadt brütete in der Sonne des Nachmittags, als sich der Zug unter ächzendem Bremsen dem Bahnhof näherte. Bald erschien dessen Hauptgebäude, ein turmreiches Gründerzeitschloss mit einer Frontalansicht wie ein schöner Schlag ins Gesicht. Der Bahnhof, der so prunkvoll und irgendwie barock daherkam, erhielt sogleich den dritten Platz in der Liste der Pilsener Wahrzeichen. Die ersten beiden Plätze waren da bereits mit den hier ansässigen koda-Werken und der weltberühmten Pilsener Brauerei belegt. Täuschte es, oder lag von Anfang an nicht ein sanft süßlicher Hopfenduft in der Luft? (Kap. Pilsen, aus der neuen Welt) - - - - - - - - eský Krumlov, einst Böhmisch Krummau, war der Geheimtipp der Reise. Vor einigen Wochen hatte ich mir schon ein Bild davon gemacht, viele Bilder vielmehr, träumend in der Sonne liegend am Ufer der Lahn, in Marburg, umgeben von dampfenden Grills und sonnenanbetenden Studenten der Philipps-Universität, die wie wir eigentlich hätten Hausarbeiten schreiben müssen. Es entstanden Sträßchen mit bunten Häusern und Winkel, viele Winkel, niedlich alles, schnuckelig, und ein Schloss kam, wie ein Thron über der Stadt, alles hell und freundlich, in gewohnter Übertreibung der Fantasie. Vielleicht alles ein bisschen wie Marburg. Ein Freund, der schon dort gewesen war, flüsterte mir das alles ein und speiste die Bilder solange, bis ich sie unbedingt in echt sehen wollte. - Jetzt waren wir da. Und die Erwartungen waren hoch. () Wir stiegen hinauf zum Schloss. Unterwegs begegnete uns neben Johannes Nepomuk gleich noch ein weiterer tschechischer Nationalheld: das Gesicht des braven Soldaten Schwejk aus Jaroslav Haeks Schelmenroman prangte an einem gleichnamigen Gasthaus. Die trotzige Figur wurde einst zum Inbegriff des spöttischen, pazifistischen Widerstands, woraus sie während des 20. Jahrhunderts zu einer Art tröstlichem Hoffnungsschimmer für die seinerzeit oft unterdrückte Nation erwuchs. Heute ist es eine Art tschechische Fibel, man muss sogar sagen: Bibel. Aber weit gefehlt, wer nun meint, wir hätten uns sofort vom angeworbenen Pilsener Urquell zu einer Lokalrunde hinreißen lassen: unser Ziel war der Bergfried. Wir wollten sehen, ob er sich beim Näherkommen nicht doch zur Fata Morgana auflöst. (Kap. Im Rausch einer Stadt der Farben und Formen) - - - - - - - - Wir waren der Moldau weiter stromabwärts gefolgt. Hier, wo Moldau (Vltava) und Maltsch (Male) ineinanderflossen, hatte König Ottokar II. aus dem mächtigen böhmischen Herrschergeschlecht der Pemysliden 1265 die Königsstadt Budweis aus dem Boden gestampft, mit dem Ziel, seine Macht in Südböhmen zu festigen. Die strategisch günstige Lage an der Grenze zu Österreich…

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Weitere Informationen

  • Allgemeine Informationen
    • GTIN 09783943210880
    • Sprache Deutsch
    • Genre Reiseberichte Schweiz und Europa
    • Größe H210mm x B147mm x T19mm
    • Jahr 2021
    • EAN 9783943210880
    • Format Kartonierter Einband
    • ISBN 978-3-943210-88-0
    • Veröffentlichung 01.08.2022
    • Titel Mohnmeere
    • Autor Clemens Uhlig
    • Untertitel Böhmisches Tagebuch
    • Gewicht 566g
    • Herausgeber König, Buchverlag
    • Anzahl Seiten 284
    • Lesemotiv Entdecken

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