Obst natürlich anbauen
Details
Obstbau, im Erwerb wie im Hausgarten, wird von vielen als große Freude erlebt, aber auch als sehr herausfordernd. Das häufig gesetzte Ziel, ohne chemischen Pflanzenschutz und mit überschaubarem Arbeitsaufwand möglichst viele »schöne« Früchte ernten zu können, lässt sich oft nicht so einfach umsetzen. Dieses Buch zeigt auf, wie mit geringem Aufwand durch wesentliche vitalitätsfördernde Anbauvoraussetzungen und möglichst effiziente Maßnahmen gegen Schlüsselschaderreger Obstpflanzen gesund erhalten, Bienen gefördert und köstliche, gehaltreiche Früchte produziert werden können.
Autorentext
Dr. Lothar Wurm ist Obstbauprofessor und obstbaulicher Forscher an der Höheren Bundeslehranstalt und am Bundesamt für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg.
Leseprobe
Warum habe ich dieses Buch geschrieben? Nach über 30-jähriger praktischer und theoretischer Erfahrung mit jeglicher Form des intensiven und extensiven Obstbaus und über 25-jähriger Erfahrung als Obstbauprofessor und obstbaulicher Forscher an der Höheren Bundeslehranstalt und Bundesamt für Wein- und Obstbau Klosterneuburg wollte ich allen, die Freude an der Beschäftigung mit Obstpflanzen haben, meine Erfahrungen mitteilen. An wen richtet sich dieses Buch? An alle, die Freude an der Kultivierung von Pflanzen, speziell von Obstpflanzen, haben. An jeden, dem die Vielfalt der Natur, insbesondere Obstpflanzen, Beikräuter und insgesamt die Ökosysteme Obstgarten, Obstwiese oder Obstanlage am Herzen liegen. In letzter Zeit ist viel von der kritischen Infrastruktur die Rede und Vielen wurde bewusst, dass auch in unserer Überflussgesellschaft die Versorgung mit Lebensmitteln keine Selbstverständlichkeit ist. Selbstversorgung mit Obst ist wieder ein Thema. Der Problematik des Bienen- und Insektensterbens kann durch den Anbau von Obstpflanzen als Nahrungsquelle und die Förderung von blühender Begleitflora sowie den Verzicht auf Herbizide und bienen- und insektengefährdende Pflanzenschutzmittel begegnet werden. Mittlerweile gibt es auch immer mehr Projekte des Erwerbsobstbaues, wie z. B. den »Biobienenapfel« eines steirischen Unternehmens, die sich eine bienenfördernde Obstproduktion zum Ziel genommen haben. Ich will aufzeigen, wie das obstbaulich funktionieren kann. Auf diese Weise wird auch das Mikrobiom der Früchte gefördert, also die Gesamtheit der natürlicherweise Früchte besiedelnden Mikroorganismen. So kann indirekt über den Genuss der Früchte das Wohlbefinden insgesamt gestärkt werden. Vielfach belegt, wie der gesundheitsfördernde Effekt von regelmäßigem Frischobstkonsum, ist der positive Effekt einer hohen genetischen Vielfalt und Diversität an Lebensräumen. Die vielen wertvollen Möglichkeiten, begleitend zu den Obstpflanzen über Blüheinsaaten, Strukturvielfalt, Mischkulturen oder Nisthilfen Biodiversität zu fördern, sind umfangreich dokumentiert und daher nicht Thema dieses Buches. Grundsätzlich wird auch im biologischen Erwerbsobstanbau Pflanzenschutz betrieben. Bei der Frischmarktapfelproduktion etwa wird viele Male in der Saison mit im Wesentlichen ungiftigen, in natürliche Kreisläufe integrierbaren, bienenungefährlichen Pflanzenschutzmitteln behandelt, um den perfekten Apfel für den Frischkonsum anbieten zu können. Wendet ein konventionell produzierender Betrieb Insektizide sachgerecht an, werden Bienen und Nutzinsekten ebenfalls kaum beeinträchtigt, wenn auch nicht gefördert. Diese hohe Pflanzenschutzintensität, und generell Pflegeintensität, ist kaum reduzierbar, da ein Erwerbsproduzent nur Früchte ohne Schalenfehler an den Handel verkaufen kann. Trotzdem ist es unter bestimmten Bedingungen möglich, mit wenigen, gezielten Behandlungen gegen Schlüsselschaderreger mit ungiftigen »Biomitteln« oder sogar ganz ohne Behandlungen auszukommen. Diese Strategie kann sowohl für einen direktvermarktenden Bioobstbaubetrieb mit Verarbeitungsprodukten oder für landwirtschaftliche Quereinsteigende, als auch für Gartenliebhaber/innen oder Selbstversorgende interessant sein und ist Leitlinie dieses Buches. m Erwerbsanbau gewinnen Witterungs- und Schaderregerschutzsysteme an Bedeutung, wie Hagelnetze, Folienreihenüberdachungen, Insektenschutznetze, stark wasserverbrauchende Frostschutzberegnung oder teure, massiv CO2-ausstoßende Frostschutzkerzen, aber auch Folientunnel und Gewächshäuser mit ungünstiger Kohlenstoffbilanz, speziell bei Beerenobst als Termin- und Substratkultur. Ich will ganz im Gegensatz dazu zeigen, wie mit möglichst geringem, aber optimal terminisiertem, effizientem Aufwand CO2-neutral und bienenfördernd gesundes Obst produziert werden kann. Natürlich funktioniert das nicht bei jeder Obstart gleich gut, und auch nur, wenn wesentliche Anbau- und Pflegevoraussetzungen beachtet werden. Außerdem müssen hinsichtlich Höhe und Regelmäßigkeit des Fruchtertrages, Lagerfähigkeit von Frischobst und äußerer Fruchtqualität (verkorkte Schalenfehler) Abstriche gemacht werden, und die optisch weniger ansprechenden, aber geschmacklich hochwertigen Früchte für die Verarbeitung genutzt werden. Dr. Lothar Wurm, Klosterneuburg am 18.01.2022
Inhalt
Vorwort 7 Einleitung 11 Allgemeiner Teil Freude an der Pflanze, ihren Produkten und an der Obstvielfalt 24 Widerstandsfähigkeit der Obstart und -sorte 26 Gesundheit des Pflanzmaterials 29 Anpassung der Obstpflanzen an das Klima und die Lage des Standortes 31 Schaderreger an Obstpflanzen 43 Pilze 46 Tierische Schaderreger 50 Gegenspieler von tierischen Schaderregern 53 Wachstums- und Ertragsregulation 56 Spezieller Teil 67 Überlegungen zu Anbausystemen bei Baumobstarten 68 Eignung häufig kultivierter mitteleuropäischer Baumobstarten für pflanzenschutzextensiven Bioanbau 78 Apfel 79 Birne 84 Marille, Aprikose 88 Pfirsich 94 Zwetschke 98 Süßkirsche 101 Weichsel 105 Walnuss 108 Eignung häufig kultivierter mitteleuropäischer Beerenobstarten für pflanzenschutzextensiven Bioanbau 110 Schwarzer Holunder 114 Ribisel 117 Eine kleine Auswahl von seltenen Obstarten und Wildobst für den extensiven Bioanbau 120 Aronia, Apfelbeere 121 Kornelkirsche 123 Edel-Eberesche 126 Kriecherl, Haferschlehe, Zibarte u. W. 128 Sanddorn 131 Quitte 135 Mispel 137 Elsbeere und Speierling 139 Indianerbanane, Pawpaw 142 Edelkastanie 144 Mandel 146 Haselnuss 148 Kiwibeeren, Mini-Kiwis 151 Weitere wärmeliebende, seltene Obstarten 153 Glossar 154 Weiterführende Literatur 160
Weitere Informationen
- Allgemeine Informationen
- GTIN 09783899372984
- Sprache Deutsch
- Auflage 24002 A. 2. Auflage
- Größe H220mm x B214mm x T15mm
- Jahr 2024
- EAN 9783899372984
- Format Fester Einband
- ISBN 978-3-89937-298-4
- Veröffentlichung 15.10.2024
- Titel Obst natürlich anbauen
- Autor Lothar Wurm
- Untertitel effizient · nachhaltig · bienenfördernd
- Gewicht 676g
- Herausgeber Pfeil, Dr. Friedrich
- Anzahl Seiten 160
- Lesemotiv Verstehen
- Genre Garten