DER AUTIST

DER AUTIST handelt von einem in der Zwischenkriegszeit geborenen Buben, der von seinem Vater, einem unsensiblen Schmiedemeister, aufgrund seines seltsamen Verhaltens abgelehnt und gedemütigt wird. Bei seiner Einschulung wird er als stumm und schwachsinnig eingestuft. Das war eine gefährliche Diagnose in diesen Zeiten und Simon wird nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich auch der Behörde gemeldet und in eines jener Kinderheime verbracht, die in Wahrheit die Tötung der Kinder zum Ziel hatten. Der Alltag in diesem Heim ist von erschreckender Brutalität und Menschenverachtung geprägt. Nur durch einen Zufall wendet sich sein Schicksal.

Autorentext
Elisabeth Girlinger, Jahrgang 1953, geboren und aufgewachsen in Horn (NÖ). Ausbildung zur Elementarpädagogin Weitere Lebensstationen: Amstetten, Wien und Mühlviertel in Oberösterreich Verheiratet, zwei erwachsene Söhne

Leseprobe
Simon hielt sich meistens in Gesellschaft seiner Mutter auf und begleitete sie, wohin sie auch unterwegs war. Er hing buchstäblich an ihrer Kittelfalte, weil er sich nur in ihrer Gesellschaft sicher fühlte. Und so ruhig Maria in ihrer Familie auftrat, ihrem Simon durfte niemand etwas zuleide tun. Das verstand sogar der Schmied Franz und hielt sich von dem ungeliebten Kind weitgehend fern. Am liebsten war es dem kleinen Simon, wenn seine Mutter im Garten oder auf dem Kartoffelacker zu tun hatte. Da saß oder kniete er auf der Wiese und beobachtete die Welt, die die Natur geschaffen hatte. Mit erstaunlicher Ausdauer betrachtete er Gräser, Blumen und besonders die Insekten. Er staunte über die durchsichtigen Flügel der Bienen, über das wollige Fell der Hummeln, über die unterschiedliche Anzahl der schwarzen Punkte bei den Marienkäfern, über die kunstvollen Netze der Spinnen besonders aber interessierten ihn die Ameisen.