ERBKRANKHEITEN UND EHELICHE BÜNDNISSE

Auf dem Land ist die Sichelzellenanämie als Erbkrankheit in der Kakolo-Gemeinschaft am Baoulé-Fluss nicht bekannt. Innerhalb der Bevölkerung wissen 93,64% nichts über Erbkrankheiten und nur 2,9% der Befragten nennen Koloci (Sichelzellenanämie). Die endogame Strukturierung oder zumindest die Praxis der Endogamie, die in dieser Gemeinschaft zu beobachten ist, ist ein Faktor für die Erhaltung der genetischen Merkmale. Abgesehen von diesem Wissen über die Sichelzellenanämie wurden soziale und genetische Determinanten identifiziert, die der Verlobung und Eheschließung im geschlossenen Milieu zugrunde liegen. In einer offenen Umgebung wie in Bamako hingegen sind das Vorhandensein einer geeigneten Gesundheitseinrichtung und das Bildungsniveau Faktoren, die Hochzeitstests und die Behandlung von wiederkehrenden Sichelzellenanämiekrisen ermöglichen. Die Untersuchung macht das Ungleichgewicht zwischen Stadt und Land der Sichelzellenanämie einerseits und zwischen "Intellektuellen" und "Analphabeten" andererseits beim Zugang zur Gesundheitsversorgung deutlich. Die Identifizierung von Gemeinschaftsenklaven in ländlichen Gebieten ist notwendig, um die Existenz von genetischen Anomalien zu bestimmen, die eine Todesursache darstellen.

Autorentext

Abdoulaye Boré is a teacher-researcher in Socio-Anthropology (Mali). He holds a PhD in Medical Anthropology and has done research and training in : Evaluation Initiative of Bamako; Demographic Surveys (Great Britain), Mutual Health Organizations (Belgium), Community Health (Israel) and Traditional Medicine (China).