Unbequeme Fussabdrücke

Betonschiffsreste in Sachsen boten einst die Bühne zum Fliegenden Holländer. Die Tragödie des untoten Seefahrers im Arm mit der nekrotischen Niobe nahm die bittere Realität der NS-Diktatur vorweg.

Elektrisiert von einer namenlosen Postkarte mit skulpturalen Schiffresten erfasste mich als Architekt der Forschergeist Dunkle Materie an die Oberfläche zu spülen. Ich war infiziert. Eine Hydra von Ereignissen, gespickt mit politischem Fanatismus und menschlichen Schicksalen, zogen mich in ihren Bann. Mit den biografischen Fragmenten des Verursachers der Betonrelikte, dem nationalsozialistischen Marinestandartenführer Eduard Altenburg, begann eine Zeitreise von der Weimarer Republik bis in die Gegenwart. Über ein matrixaffines Vorgehen der impulsgebenden Personen aus der Riege namhafter Nationalsozialisten wie Ernst Röhm, Robert Ley, Viktor Lutze, Sepp Dietrich oder Rudolf Hess, Maler Otto Dix, Kriegsberichter Lothar-Günther Buchheim, Felix Graf v. Luckner, Walter Ulbricht sowie von 300 weiteren Mitwirkenden wurden Schnittstellen in Beziehung gesetzt, die eine unbequeme Vergangenheit aufzeigen. Das Betonschiff war kein Märchenschloss, eher ein Alptraum und die Bühne für SA, HJ, FDJ und GST.

Autorentext
Dipl. Ing. Architekt