Von Glanz und Elend der Gnade

In seinem brillanten Essay beleuchtet der renommierte Rechts-, Politik- und Kulturwissenschaftler Peter Cornelius Mayer-Tasch die Geschichte des christlichen Abendlands unter dem Blickwinkel der Gnade. War diese ursprünglich Ausdruck göttlichen Wohlwollens, verschaffte sie der Kirche durch die Etablierung des Gottesgnadentums zur Herrschaftslegitimation auch politische Macht und war Anlass heftiger Auseinandersetzung zwischen Staat und Kirche. Die geistreichen Schlaglichter auf wichtige historische Weichenstellungen und Ereignisse hat immer auch die Erklärung heutiger Zustände und Probleme in (der säkularisierten) Gesellschaft und (der um ihre Glaubwürdigkeit ringenden) Kirche im Blick.

Autorentext
Peter Cornelius Mayer-Tasch lehrt seit 1971 an der LMU München als Professor für Politikwissenschaft und Rechtstheorie mit Schwerpunkt Politische Philosophie und Politische Ökologie. Er ist Autor zahlreicher Bücher und betreibt in Schondorf am Ammersee die Philosophische Praxis Boethius.

Zusammenfassung
Gnadenerweis oder Gnadenentzug entscheiden nicht nur über persönliche Schicksale, sondern zuweilen auch über politische und gesellschaftliche Entwicklungen. Unter Berufung auf die göttliche Gnade wurde seit jeher sowohl geistliche Lehr- und Heilsautorität als auch weltliche Herrschaft legitimiert. Für das Christentum ist die Vorstellung eines spirituellen Gnadentransfers und einer darauf basierenden sozialen Gnadenverwaltung von existentieller Bedeutung. Mit der Glaubwürdigkeitskrise der Kirche und durch die wachsende religiöse Indifferenz geraten aber auch die um den Begriff der Gnade kreisenden Glaubenswahrheiten ins Visier eines kritischen Zeitgeistes. Um welche Frag-Würdigkeiten es dabei geht, beleuchtet der Münchner Rechts-, Politik- und Kulturwissenschaftler Peter Cornelius Mayer-Tasch eindrucksvoll auf knappem Raum und bietet einen Tiefenblick auf die Politische Theologie des Abendlandes.